3. ADVENT

14. Dezember 2014

Lesungen: 1 Thess 5,16-24 / Joh 1,6-8.19-28

Gedanken zu den Lesungen

Ist Jesus für uns nur eine schöne Idee, ein Begriff - wie „Gottes Sohn“, „Messias“ - aber ein Begriff ohne viel Inhalt? Ist Jesus einer aus der Vergangenheit, der vor 2000 Jahren lebte, über den ich aber eigentlich nicht allzu viel weiß? Ich bin zwar mit Wasser getauft, aber bin ich auch in den Geist Jesu eingetaucht? Vielleicht hat sein Geist mich bis jetzt zu wenig berührt, zu wenig Besitz von mir ergriffen? In welcher Beziehung stehe ich, lebe ich zu Jesus?

Ist Jesus einer, der mich tief in meinem Inneren anspricht und berührt? Ist er einer, der mir so nahe gekommen ist, mit dem ich so vertraut geworden bin, dass ich ihn nicht mehr missen möchte? Ist er einer, den ich ins Herz geschlossen habe? Ist er einer, der in meinem Leben zu dem gehört, was mir am wichtigsten ist? Kann ich ganz ehrlich sagen: „Ohne dich, Jesus, wäre ich nicht die Person geworden, die ich jetzt bin; und ohne dich hätte ich vieles nicht so gut gemeistert“? Was meine ich, wenn ich sage: „Ich glaube an Jesus?“

Ein Schriftsteller sagte: „Ich glaube an Jesus, so wie ich glaube, dass die Sonne aufgegangen ist, nicht nur, weil ich sie sehe, sondern weil ich durch sie alles andere sehen kann.“ Tatsächlich, direkt in die Sonne hineinschauen kann ich nicht, denn dann werde ich geblendet. Aber durch das Licht der Sonne sehe ich die Dinge, die Menschen, klarer, deutlicher als ohne ihr Licht. Meine direkte Umwelt, mein Leben, lerne ich durch Jesus anders sehen. Indem ich an Jesus glaube, werden die Dinge, die Menschen, nicht anders, aber ich sehe sie anders: Vielleicht mit mehr Wärme und Liebe. Ich lerne sie nach ihrer wahren Bedeutung einschätzen, entdecke ihren wahren Sinn. Und dadurch werde ich selbst anders.

Wie das Sonnenlicht froh macht, das Düstere vertreibt, so erfahre ich, durch den Glauben an Jesus, eine tiefere Freude. Ein Christ ist ein Mensch der Freude: „Freut euch zu jeder Zeit!“, ruft Paulus uns zu.

Mit dieser „Freude“ ist nicht „Spaß“ gemeint. Sie ist nicht oberflächlich. Diese Freude kann auch nicht verordnet oder künstlich hervorgerufen werden. Es ist nicht die Freude, zu der Werbung, Geschäfte und Betriebsfeiern zu Weihnachten einladen. Echte Freude hat einen tieferen Ursprung. Sie muss von innen kommen. Sie entspringt der Dankbarkeit, zu Jesus zu gehören, der uns Gottes Wohlwollen, Gottes Interesse an uns zugesagt hat. Wie es im Titusbrief steht: »Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes. Gott meint es gut mit uns! Und deswegen können wir eine tiefe Geborgenheit spüren, einen inneren Frieden, den niemand uns nehmen kann. „Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch“, sagt Jesus uns in jeder Eucharistiefeier. Dafür sind wir dankbar.

Deswegen können wir uns freuen. Diese Lebensfreude steckt in jedem echten Christen. Wenn wir wirklich an Jesus glauben, färbt diese Freude unser ganzes Leben, auch wenn die äußeren Umstände oft nicht so erfreulich sind und diese innere Freude durch Sorgen und Ängste gelegentlich zugedeckt wird. Aber sie können diese Freude nicht ersticken. „Freut euch, zu jeder Zeit!“

Damit diese Freude nicht verloren geht, nicht gelöscht wird, gibt Paulus uns auch einige Ratschläge: Hört niemals auf zu beten, Kontakt zu Gott zu suchen. Zeigt ihm eure Dankbarkeit. Diese Freude soll auch nicht in Schwärmerei 1: Bleibt kritisch und realistisch, prüft alles sorgfältig und behaltet nur das Gute. Und dann fügt er seinen Herzenswunsch für uns alle hinzu: “... dass Gott euch mit seinem Frieden erfüllt, und dass ihr ganz ihm gehört!“ Dann entsteht wahrhafte Weihnachtsfreude, die auch über Weihnachten hinaus geht.

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